Freitag, 10. Januar 2014

Antibiotika ohne Wirkung?

Antibiotika ohne Wirkung?
Autorin: Antje Büll

Jedes Jahr sterben 15.000 Menschen in Deutschland an Infektionen mit antibiotika-resistenten Keimen. Neue wirksame Antibiotika gibt es noch nicht. Wie ernst ist die Lage?


Suche nach neuen Antibiotika - auch im Wald


Die Medizin braucht dringend neue Antibiotika. Mikrobiologen gehen deshalb regelmäßig in den Wald. Sie sammeln Pilze und Erde - überall auf der Welt, auch in Braunschweig.


Niederlande haben Keime besser im Griff

In der Klinik in Groningen gibt es fast keine Krankenhauskeime. Was läuft dort anders als in Deutschland? Welche Rolle spielen dabei die Fachärzte für Mikrobiologie?


Warum gibt es zu wenig Antibiotika-Forschung?


Eines Tages könnten Harnwegsinfektion oder Erkältungen wieder lebensbedrohlich sein, wenn nicht mehr nach Antibiotika geforscht wird. Nach Angaben der forschenden Pharmaunternehmen werden zwischen 2011 und 2020 voraussichtlich nur ganze zwei neue Präparate in Deutschland entwickelt. Weitere wirksame Antibiotika sind nicht in Sicht, da die Pharmaindustrie, darunter etwa Bayer, bereits in den 1970er-Jahren weitgehend aus der Antibiotika-Forschung ausgestiegen ist.

"Die Forschung hat sich im Vergleich zu anderen Indikationen nicht mehr gelohnt", erklärt die Biochemikerin und Virologin Helga Rübsamen-Schaeff. Denn Antibiotika werden in der Regel nur über einen relativ kurzen Zeitraum eingenommen und die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist sehr aufwendig. Medikamente gegen Herzerkrankungen, die ein Leben lang eingenommen werden müssen, rentieren sich daher für die Pharmaunternehmen weit mehr.
Forschung aufwendig und langwierig.

Helga Rübsamen-Schaeff leitet die Firma Aicuris, das einzige deutsche Pharmaunternehmen, das sich noch um die Entwicklung von Antibiotika kümmert. Zusammen mit 60 Mitarbeitern versucht die Wissenschaftlerin, neue Wirkstoffe zu finden und auf den Markt zu bringen. Die Forschung sei jedoch extrem aufwendig und schwierig, erklärt die Virologin. Und sie ist langwierig: Bevor ein Antibiotikum auf den Markt kommt, müssen nach der Laborphase aufwendige Studien bei Patienten durchgeführt werden. Das kann insgesamt fünf bis zehn Jahre und länger dauern.


Der Staat ist gefragt, damit wieder geforscht wird

Mediziner brauchen vor allem neue spezielle Antibiotika, die gegen einen bestimmten resistenten Erreger wirken. Die Pharma-Industrie ist jedoch, wenn überhaupt, eher an der Entwicklung weiterer Breitband-Antibiotika interessiert, weil sich diese in größeren Mengen Die Pharmaindustrie müsste weltweit wieder intensiv in die Antibiotika-Forschung einsteigen, um  schon heute resistent gewordene Bakterien wieder bekämpfen zu können und auch in Zukunft Medikamente für weitere Resistenzen zu haben.

"Dafür wird ein Umdenken notwendig sein, damit man den Wert eines resistenzbrechenden Antibiotikums schätzen lernt", meint Helga Rübsamen-Schaeff.

"Das heißt aber auch, dass der Staat die Industrie bei der Forschung nach diesen neuen Medikamenten unterstützen muss, und dass hinterher im Markt entsprechende Preise zu zahlen sind. Schließlich sind sie lebensrettend."

Alexander Friedrich ist klinischer Mikrobiologe an einem Krankenhaus in den Niederlanden. Er stimmt mit der Forscherin Helga Rübsamen-Schaeff überein, dass der Staat in der Pflicht ist zu handeln: "Interesse an Antibiotika-Forschung hat vor allem der Patient. Und dieser ist letztendlich durch die öffentlichen Einrichtungen und durch seinen Staat vertreten. Dieser hat dafür zu sorgen, dass es genügend Anreize gibt, um Forschung für intelligente innovative Antibiotika zu entwickeln."verkaufen lassen.

Anmerkung des NDR-Redaktors

Dieser Beitrag zeigt wieder einmal sehr deutlich auf, wie die Interessen der Pharma-Industrie gelagert sind und welche Auswirkungen auf die Preisgestaltung der Medikamente bereits zu Beginn eines Forschungs-Auftrages gewollt sind!




http://www.bannjongg.com/videos/Antibiotika.mp4



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